„Das dürfte wohl für Jeden etwas anderes bedeuten. Für mich sind und waren sie schon immer Ausdruck von Zeitgeist. Sie erinnern uns an andere Zeiten. Teilweise an solche, in denen noch mehr möglich erschien und in der sich leicht durch die Formensprache der Automobile eine optimistischere, oft auch angstfreiere Gesellschaft abzeichnete. Oldtimer sind eine Hommage an die Genialität technischer Kühnheit, fantasievollen Ausschweifungen von Blech und fahrwerkstechnischer Raffinesse. Manchmal praktisch nicht notwendig, einzig und allein zum Vergnügen der Augen. Oder Freude an Bewegung. Wie gesagt: Damals lag der Fokus oft woanders.“

„Klar. Wir, bzw. der Deutsche hat auch einen hohen Anteil daran. Das Automobil ist in Deutschland ein kulturelles Erbe. Wir haben es erfunden, wir haben es entwickelt. Mit dem Nachbau und der Erhaltung sind viele Handwerksbetriebe wie Sattlerreien, Blechbearbeiter, Lackierer, Karosseriebauer und Motoreninstandsetzer uvm. beschäftigt, die per se schon eine lange Tradition ihrer Zunft darstellen.

Automarken wie Porsche, Mercedes-Benz, VW, Audi, BMW und Opel verhalfen diesem Land nach dem 2.Weltkrieg zu wirtschaftlichem Aufschwung und internationalem Ansehen. Und die Auto-Museumsdichte in Deutschland ist ja auch nicht gerade gering. Aber es gibt natürlich von vielen Nationen wunderschöne und erhaltenswerte Automobile.“

„Als ich Kind war, Anfang der 90er, kann ich mich - neben Lego Technic - kaum an ein anderes Themengebiet als Autos erinnern. Mein Vater hatte einen 635 CSI, die Großeltern meiner Freunde typische Opa-Mercedes-Dickschiffe und meine erste Autofahrt machte ich in einem Käfer Cabrio.“ 

„Überhaupt nicht. Nehmen Sie ein altes Automobil. Eines mit Prestige. Nicht zu verwechseln mit Luxus. Etwa ein Fünftel der Emissionen entstehen durch die Erzeugung eines neuen Autos. Oder anders ausgedrückt, es fallen umgerechnet 500.000 Liter Wasser an, bis es vom Band laufen kann. Bei einem Oldie habe Sie dieses Problem nicht mehr, weil er schon da ist. Sehr viele Komponenten können repariert werden. Es entfällt also der komplette Austausch. Hinzu kommt, dass der Anteil von Oldtimern in Deutschland rund 1% beträgt, und die meisten Besitzer nicht mehr als 2.000 km im Jahr fahren.

Mehr noch, ist es nicht einfach wirklich schöner, wenn in der Öffentlichkeit diese Dinge erhalten werden? Als Referenz zum Zeitgeist. Oder als Referenz zu anderen Gewichtungen, wie gemächliches Cruisen, bequemes Dahingleiten oder so? Es gibt alte Autos, die entschleunigen, weil sie aus einer weniger beschleunigten Zeit kommen. Ich denke mal, ein bisschen weniger Geschwindigkeit würde gerade dem Stadtverkehr ganz guttun.

Historische Fahrzeuge gehören zu einer gefährdeten Spezies. Für mich ist der Interessenmangel jüngerer Generationen für Autos leicht nachzuvollziehen. Die Suche nach alternativen Antriebsarten, ist offensichtlich durch den Klimawandel zu begründen. Das treibt die Jugend gerade um. Wir leben am Anfang des 21. Jahrhunderts und können nicht aus Retro-Gründen zwanghaft versuchen, eine Technik am Leben zu erhalten, deren Aussterben durch den Fortschritt der Technologie bereits besiegelt ist. Ich verstehe Restauration als das Bewahren von Vorhandenem. Fahrende Zeugnisse der Zeitgeschichte zu erhalten, zeugt von großem Interesse an kultureller Diversität. Etwas wieder zu reparieren statt zu verschrotten und neu zu produzieren, bedeutet weniger Verbrauch und ist angewandte Nachhaltigkeit. Eine anschlussfähige Idee wie ich finde.“